• Allgemeine Zeitung Mainz

Parkhaus Rathaus ab Herbst wieder nutzbar

MAG saniert Tiefgarage am Rathaus für 12 Millionen Euro / Gestaltung des Jockel-Fuchs-Platzes noch unklar

Der Lärm ist ohrenbetäubend, Staub liegt in der Luft, Strahler erleuchten die Baustelle: In der Rathaus-Tiefgarage laufen die Sanierungsarbeiten auf Hochtouren. Seit Mai 2021 ist das Parkhaus daher geschlossen. Die drei unteren der vier Parkebenen will die Mainzer Aufbaugesellschaft (MAG) im Herbst dieses Jahres wieder öffnen – wenn alles planmäßig läuft. Dann kann das von der Parken in Mainz GmbH (PMG) betriebene Parkhaus auch bei Veranstaltungen in der Rheingoldhalle wieder genutzt werden, sagt MAG-Geschäftsführer Marin Dörnemann beim Vor-Ort-Termin mit dieser Zeitung. Das gemeinsam mit dem Rathaus Anfang der 1970er-Jahre errichtete Parkhaus unter dem Jockel-Fuchs-Platz war marode. Wasser drang durch die Decke, Versorgungsleitungen waren defekt, an Eisenträgern nagte der Rost. Daher war eine Kernsanierung nötig, berichtet Hargitta Hartmann, Projektleiterin in der Bauabteilung der MAG. Ziel war zudem, die zuvor miteinander verknüpfte Haustechnik vom Rathaus und der Tiefgarage zu trennen, um so das Parkhaus eigenständig versorgen zu können. Alle Strom- und Wasserleitungen, die Belüftung und die durch das Parkhaus zum Rathaus und zum Malakoff-Park führende Fernwärmeleitung wurden erneuert. 16 000 Quadratmeter Bodenfläche, 11 000 Quadratmeter Deckenfläche sowie 7000 Quadratmeter Wandfläche und Stützen müssen instandgesetzt werden. 15 Firmen sind auf der Baustelle tätig. Die Firma Karrié ist mit der aufwendigen Betonsanierung betraut. Mit Hochdruckstrahlern, die einen Druck von 3000 bar entwickeln, werden schadhafte Stellen unter dem Stahlbeton freigelegt, erklärt Boris Palm, Geschäftsstellenleiter der Karrié Bauwerkserhaltung GmbH. Zum Vergleich: Ein handelsüblicher Kärcher-Hochdruckreiniger kommt auf etwa 130 bar. Mit den Hochdruckwasserstrahllanzen wird auch an den 280 Säulen auf den vier Parkebenen überprüft, in welchem Zustand sich der über Jahrzehnte der Feuchtigkeit ausgesetzte Beton befindet. Dabei tragen die Arbeiter kugelsichere Spezialkleidung, berichtet Oberpolier Ramazan Akcesme, der aus dem Karrié-Bauleitungsbüro in der ersten Ebene einen Trupp von 30 bis 40 Handwerkern koordiniert. Eine weitere Herausforderung in der in Rheinnähe gelegenen Tiefgarage stellt das Grundwasser dar, das vor allem von Herbst bis Frühjahr in die Wartungsgänge eindringt. „Leider wird durch winzige Risse immer wieder Grundwasser in die Tiefgarage gelangen“, sagt Architektin Hartmann. Daher wurde ein Pumpensystem installiert, das eingedrungenes Wasser abpumpt. Die Stadtwerke-Tochter Mainzer Netze baut neue Trafos ein, auch um den Strombedarf von Elektroautos, die in der Tiefgarage parken werden, abdecken zu können. 15 öffentliche Stellplätze mit E-Ladestationen sind in der Ebene 2 zunächst geplant, hinzu kommen zehn E-Ladestationen für Fahrzeuge der Stadt. Die Trafos seien so ausgelegt, dass sie am Rheinufer anlegende Schiffe mit Landstrom versorgen können, berichtet die Projektleiterin. Auf der Ebene 1 sind zudem Abstellplätze für Fahrräder vorgesehen. Wie viele, sei aber noch nicht klar. Die Zahl der Pkw-Stellplätze wird mit 550 etwa gleich bleiben. Ähnlich wie im sanierten PMG-Parkhaus Am Kronberger Hof soll sich die Rathaus-Tiefgarage hell präsentieren: mit weiß angelegten Wänden und einem farbigen Bodenbelag. Einen direkten Durchgang von den unteren Parkebenen in das Rathaus wird es nicht mehr geben. Nur noch die Ebene 1 hat einen Zugang zum Arne-Jacobsen-Bau. „Wir arbeiten uns von der unteren Ebenen nach oben vor“, skizziert Dörnemann das Vorgehen. Da die Gestaltung des Jockel-Fuchs-Platzes unmittelbaren Einfluss auf die Sanierung hat, wird das Obergeschoss erst 2023 fertiggestellt. Schließlich ist die Bodenkonstruktion des Platzes zugleich die Deckenkonstruktion der Ebene 1. Wie der zum denkmalgeschützten Rathaus-Ensemble gehörende Jockel-Fuchs-Platz dann gestaltet werden soll, darüber liefen noch Gespräche mit der Denkmalbehörde, sagt Dörnemann. Die konkreten Planungen würden jetzt ausgeschrieben. Gleiches gilt für die vom Stadtrat geforderte, aber vom Denkmalschutz kritisch gesehene große Freitreppe zur Uferpromenade hin. Der Jockel-Fuchs-Platz wird allerdings in den nächsten Jahren zunächst als Aufstellraum für die Rathaus-Baustelle benötigt. Schließlich rechnet die Stadt mit der Fertigstellung des Rathauses erst im Jahr 2027. Die aufwendige Kernsanierung des Parkhauses hat seinen Preis: MAG-Geschäftsführer Nils Teske beziffert diesen auf 12 bis 12,5 Millionen Euro. Die Sanierung befinde sich augenblicklich „sowohl im Zeitplan als auch im Kostenrahmen“. Das Projekt und damit auch die Finanzierung ist unabhängig von der Sanierung des Rathauses durch die Stadt zu sehen. Die Kosten teilen sich die MAG-Tochter Parken in Mainz GmbH und die Eigentümerin der Immobilie, die Rheingoldhalle GmbH & Co. KG. Diese Gesellschaft gehört zu jeweils 50 Prozent der Stadt und der PMG. Die Parkhaussanierung finanziert sich damit vor allem über die Einnahmen, die die PMG in ihren Parkhäusern erwirtschaftet.

Von Michael Erfurth